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Konzerngeschichte

Saubere Sache

Vor 110 Jahren machte das „erste selbsttätige Waschmittel der Welt“ das mühevolle und materialzehrende Reiben der Wäsche von Hand überflüssig – auch dank Inhaltsstoffen von Evonik.

Wäsche waschen, das war früher eine kraftraubende, oft mehrere Tage dauernde Plackerei: Hausfrauen mussten die Wäsche erst in Seifenlauge einweichen, dann in großen Bottichen aufkochen und schließlich so lange auf einem Waschbrett hin- und her rubbeln, bis sich der Schmutz endlich löste. Danach wurden die Wäschestücke auf dem Rasen ausgebreitet, damit Sonnenstrahlen die hartnäckigsten Flecken ausbleichten.

Erst die moderne Waschmittel-Chemie hat dieser Schufterei zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Ende gesetzt. Im Juni 1907 warb der Unternehmer Fritz Henkel in der Düsseldorfer Zeitung zum ersten Mal für sein neues Waschmittel Persil, „mit dem man durch einmaliges Kochen, ohne Mühe, ohne Reiben, blendend weiße Wäsche erzielt.“

Aktivsauerstoff bringt den Durchbruch

Um dieses Versprechen halten zu können, verließ sich der Düsseldorfer Unternehmer auch auf die „Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler“, die spätere Degussa AG, eines der Vorgängerunternehmen von Evonik. Denn diese hatte eine der beiden wichtigsten Zutaten für das Waschmittel zu bieten: Drei Jahre zuvor hatte der Degussa-Chemiker Dr. Otto Liebknecht erstmals Natriumperborat synthetisiert. Der Aktivsauerstoff setzt bei Erhitzen Sauerstoff frei und wirkt so als Bleichmittel. Zusammen mit Silikat, einem Stoff, der die Reinigungskraft der Waschlauge erhöht, gab das Perborat dem Waschmittel den Namen, der bis heute Bestand hat: „Per-sil“.

Das Henkel-Waschmittel brachte der Degussa den Durchbruch für Natriumperborat. Erste Versuche im Geschäft mit Großwäschereien waren gescheitert. Und auch das Düsseldorfer Unternehmen orderte zunächst nur 50 Kilogramm täglich. Doch die Mengen stiegen schnell an - bereits im Jahr der Markteinführung 1907 wurden rund 660 Tonnen des Waschmittels abgesetzt. Und das trotz des stolzen Preises: Ein halbes Pfund Persil kostete 35 Pfennig und damit beinahe das Dreifache eines herkömmlichen Waschmittels.

Erfolg in Europa

Schon bald verlegte die Degussa die Herstellung von Natriumperborat von der Versuchsanstalt Frankfurt in das größere Werk Rheinfelden. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Zahl der Mitarbeiter dort von 60 auf 340. Die Produktion wurde stetig ausgeweitet und verbessert. 1920 wurde ein elektrolytisches Verfahren eingeführt, um den Aktivsauerstoff günstiger herzustellen. Vor dem Zweiten Weltkrieg machten allein die Perborate rund 73 Prozent der gesamten Produktion am Standort aus. 1964 wurde Natriumperborat in Rheinfelden bereits in 141 Tiegeln hergestellt und die Kapazitäten wuchsen seitdem weiter an. Später kam eine weitere Produktionsanlage in Antwerpen, Belgien, dazu.

Den Erfolg von Persil in Europa in den USA zu wiederholen, gelang damals indes nicht: Eine US-Tochter der Degussa startete 1909 in New Jersey Hand in Hand mit Henkel und mit großen Plänen. Doch den US-Kunden war der Preis für Persil schlicht zu hoch. Die US-Produktion wurde 1914 vollständig eingestellt.

Den Wirkstoff Natriumperborat produziert Evonik zwar nach wie vor. Doch seit Mitte der 1990er Jahre haben viele Waschmittelhersteller ihre Rezepturen auf das umweltfreundlichere Natriumpercarbonat umgestellt – einen Aktivsauerstoff, den der Evonik-Vorgänger Degussa bereits seit 1916 produzierte. In der Produktpalette von Evonik finden sich zudem zahlreiche weitere umweltfreundliche Inhaltsstoffe für Wasch- und Reinigungsmittel. Zum Beispiel ein neuartiges kationisches Tensid, das die Herstellung von Weichspülern bei tiefen Temperaturen ermöglicht. Oder das erste vollständig biobasierte Tensid Rewoferm, das herausragende Reinigungseigenschaften und ein exzellentes ökologisches Profil miteinander verbindet. Denn 110 Jahre nach dem Entstehen des ersten selbsttätigen Waschmittels geht es Herstellern und Kunden heute um Waschmittel, die nicht nur rein waschen, sondern auch sauber für die Umwelt sind.

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