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Corona-Risikomanagement im Betrieb

Mit einem effektiven Pandemiemanagement stellen die Werksärztlichen Dienste von Evonik den Schutz der Beschäftigten ebenso sicher wie die Geschäftsinteressen des Konzerns. Im Chemiepark Marl wurde hierzu in der zweiten Welle der Pandemie ein erweiterte Isolations- und Quarantänemanagement entwickelt, das auch die erhöhte Infektiosität  neuer Virusmutationen berücksichtigt.  Basierend auf einer epidemiologischen Modellierung erlaubt es,  Risiken genauer einzuschätzen und rasch und zielgerichtet zu reagieren. Wie das geht – und welche Werkzeuge dabei im vergangenen Jahr entstanden sind, berichtet das Team nun in einem wissenschaftlichen Fachartikel.

Der Chemiepark Marl ist einer der größten Chemiestandorte in Deutschland und zugleich größter Produktionsstandort von Evonik. Auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern arbeiten rund 10.000 Beschäftigte. Rund 100 Produktionsanlagen stehen in einem engen stofflichen und energetischen Verbund und werden zum größten Teil rund um die Uhr betrieben. „Diese Anlagen lassen sich natürlich nicht aus dem heimischen Wohnzimmer steuern, sie erfordern Präsenz vor Ort – auch in einer Pandemie“, erklärt der Leiter des Werksärztlichen Dienstes im Chemiepark Marl, Dr. Andreas Paaßen. Gemeinsam mit seinem Team und Frau Prof. Dr. Laura Anderle aus dem Fachbereich Informatik und Kommunikation der Westfälischen Hochschule hat er, basierend auf einer epidemiologischen Modellierung, ein erweitertes Isolations- und Quarantänemanagement für die innerbetriebliche Pandemiebewältigung entwickelt und Excel-Tools  programmiert, die bei der Umsetzung unterstützen. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden jetzt in einem wissenschaftlichen Artikel aufbereitet und zur Prüfung und Publikation beim Zentralblatt für Arbeitsmedizin eingereicht. Um die Erkenntnisse und Werkzeuge in der noch laufenden Pandemie möglichst rasch auch anderen zugänglich zu machen,  erfolgt die Veröffentlichung hier bereits vorab als Preprint.

„Wir wollen unsere Erkenntnisse teilen und Kolleginnen und Kollegen zu einem professionellen Umgang mit einer Pandemie befähigen, denn unsere Strategien sind auch auf andere Betriebe und Standorte übertragbar“, sagt Paaßen. „Die beiden wichtigsten Säule der Pandemiebewältigung im Betrieb sind die Minimierung der Übertragungsrisiken durch wirksame Schutzmaßnahmen sowie ein effizientes Isolations- und Quarantänemanagement.“ Nur so können der Schutz der Beschäftigten, der höchste Priorität hat, und zugleich die Fortführung der Geschäftsaktivitäten gewährleistet werden.

Bei hohen Infektionszahlen im Einzugsgebiet gilt es vor allem, innerbetriebliche Infektionsketten zu vermeiden. „Die neuen Virusvarianten mit ihrer Fähigkeit, eruptive Ausbrüche zu verursachen, erfordern dabei eine weiterentwickelte Risikostrategie “, so Dr. Paaßen. Als entscheidende Erfolgsfaktoren haben sich zielgenaue Maßnahmen und eine sehr kurze Reaktionszeit bis zur Einleitung der Maßnahmen erwiesen – insbesondere dann, wenn kommunale Strukturen überlastet sind. „Da behördliche Kontaktverfolgungen in der Praxis häufig erst mit einem kritischen Zeitverzug beginnen können, stellt die sofortige arbeitsplatznahe Frühintervention eine entscheidende Verbesserung bei der schnellen Eingrenzung von Ausbrüchen dar.“

Auf Grundlage dieser und weiterer Erkenntnisse wurde schließlich das erweiterte Isolations- und Quarantänemanagement für die Betriebe entwickelt, das hier vorgestellt wird. Es stellt bis heute einen ganz wesentlichen Aspekt des effektiven Pandemiemanagements im Chemiepark Marl dar, basiert auf einer epidemiologischen Modellierung und berücksichtigt auch die veränderte Infektiosität neuer Virusmutationen. Es wurde im Rahmen des Managements von mehr als 200 einzelnen Infektionsfällen bei Mitarbeitern während der zweiten Welle im Chemiepark Marl entwickelt und erprobt. Zentral vom Werksärztlichen Dienst von Evonik gesteuert, wurden jedoch nicht nur die eigenen Mitarbeiter mit einbezogen, sondern das gesamte Gefüge des Chemieparks – und damit auch eine Vielzahl von Gesellschaften, Firmen und Subunternehmen, die dort tätigt sind. Grundlegend war dabei die Einrichtung eines digitalen Prozessmanagements, dem „Corona Control Center“. „Dieses kann man sich vorstellen wie eine Art betriebsinternes Gesundheitsamt“, erklärt Dr. Paaßen. „Hier läuft alles zusammen: aktuelle Zahlen und Entwicklungen, wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse, Strategien und Maßnahmen.“

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