Die Flüchtlinge Sajid Khan und Somayeh Jafari sind Auszubildende bei Evonik.
Die Flüchtlinge Sajid Khan und Somayeh Jafari sind Auszubildende bei Evonik.
Nachhaltigkeitsbericht

Ausbildung für junge Flüchtlinge

Die Flüchtlinge Sajid Khan und Somayeh Jafari haben den ersten Durchgang von „Start in den Beruf für Flüchtlinge“ bei Evonik absolviert, ihre Sprachkenntnisse verbessert und die deutsche Berufswelt kennengelernt. Mit ihrem Engagement haben sie überzeugt.

Viel hatte Somayeh Jafari aus dem Iran nicht dabei, als sie nach Deutschland kam. Einen Koffer, sonst nichts. Unsichtbar – und doch schwerer als jedes Gepäck wiegt ohnehin der Verlust, den die 32-Jährige seither mit sich trägt: Ihr gewohntes Umfeld, Familie, Freunde – all das ließ sie zurück. Genauso wie Sajid Khan (21), der aus Bangladesch floh, in der Hoffnung, in Deutschland ein neues Leben beginnen zu können. Nach den ersten, nicht immer einfachen Erfahrungen in dem fremden Land ist inzwischen so etwas wie Normalität in das Leben der beiden eingekehrt. Beide absolvieren eine Ausbildung bei Evonik. „Der beste Weg, um Fuß zu fassen, sind berufliche Perspektiven“, sagt Hans Jürgen Metternich, der bei Evonik die Ausbildung Nord leitet.

Für eine von der Evonik Stiftung durchgeführte und finanzierte Maßnahme für junge Flüchtlinge wie Somayeh Jafari und Sajid Khan hat Evonik das Programm „Start in den Beruf“ im Durchgang 2015/16 erweitert. Die Maßnahme, die von den Sozialpartnern der chemischen Industrie ins Leben gerufen wurde, richtet sich an Jugendliche, die als noch nicht ausbildungsreif gelten. Acht Monate lang können sie praktische Erfahrungen in naturwissenschaftlich-technischen Berufen sammeln und werden zudem sozialpädagogisch betreut. Flüchtlinge erhalten zusätzlich Deutschunterricht. „Der Schlüssel zur Integration ist die Sprache“, so Metternich. Das Programm absolvieren Flüchtlinge und Nichtflüchtlinge gemeinsam. „Alle lernen von- und miteinander.“

Im Rahmen von „Start in den Beruf“ werden die Jugendlichen auch sozialpädagogisch betreut.
Im Rahmen von „Start in den Beruf“ werden die Jugendlichen auch sozialpädagogisch betreut.

Von diesem Konzept konnten auch Somayeh Jafari und Sajid Khan profitieren. Sie haben den ersten Durchgang von „Start in den Beruf für Flüchtlinge“ absolviert, ihre Sprachkenntnisse verbessert und die deutsche Berufswelt kennengelernt. Mit ihrem Engagement haben sie überzeugt. Seit 1. August 2016 sind die beiden Auszubildende am Standort Marl – sie lernt den Beruf der Chemikantin, er den des Chemielaboranten. Somayeh Jafari und Sajid Khan sind nicht die einzigen Flüchtlinge, die das Programm erfolgreich durchlaufen haben. Von 30 Flüchtlingen, die das Programm absolviert haben, konnten 21 direkt eine Ausbildung bei Evonik oder bei einem anderen Unternehmen beginnen, drei besuchen eine weiterführende Schule, und vier sind sozialversicherungspflichtig berufstätig.

„Ich hatte schon viele Bewerbungen geschrieben, bevor mir die Evonik Stiftung die Teilnahme am Programm ‚Start in den Beruf‘ ermöglichte“, erzählt Somayeh Jafari, die trotz ihres Abschlusses als Bauingenieurin im Iran in Deutschland keine Beschäftigung fand. Und auch Sajid Khan hatte lange nach einer Möglichkeit gesucht, beruflich in seiner neuen Heimat anzukommen. „Ich bin sehr dankbar, dass ich nun nach Abschluss des Programms ‚Start in den Beruf‘ eine Ausbildung bei Evonik machen darf“, sagt er. Inzwischen ist er
sogar in die Jugend- und Auszubildendenvertretung in Marl gewählt worden.

Flüchtlinge und Nichtflüchtlinge lernen miteinander.
Flüchtlinge und Nichtflüchtlinge lernen miteinander.

Seit 17 Jahren gibt es bei Evonik „Start in den Beruf“. In dieser Zeit haben rund 1.100 Jugendliche das Programm durchlaufen. Viele von ihnen nutzten es als Sprungbrett in eine Berufsausbildung. „Dank der Maßnahme der Evonik Stiftung kann bei ‚Start in den Beruf‘ auch jungen Flüchtlingen eine neue Perspektive aufgezeigt und ihnen für ihren Neuanfang in Deutschland eine wichtige Starthilfe gegeben werden“, sagt Metternich. In Zukunft will die Evonik Stiftung noch mehr Flüchtlingen eine Chance geben. Über drei Jahre lang werden jeweils 20 von ihnen an dem Programm teilnehmen. „Die Menschen, die in ihrer Not zu uns kommen, sind eine Chance für Deutschland, wenn es gelingt, sie möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Metternich.

Denn ob aus Hoffnungslosigkeit oder weil Krieg das Leben bedroht – niemand will seine Heimat gern verlassen. Ohne ihre Familie und Freunde fühlen sich Somayeh Jafari und Sajid Khan oft einsam. Die Ausbildung ermöglicht ihnen die soziale Integration in Deutschland und ist der erste Schritt in eine selbstbestimmte Zukunft.

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