Pressemitteilung
Standort Lülsdorf
5. Dezember 2013

Teil 21: Schicksalsjahre für Lülsdorf

2007 war es so weit: Das Chemiewerk Lülsdorf gehörte nun zu Evonik. Der neu eingeführte Name lautete Evonik Degussa GmbH. Die Muttergesellschaft war die Evonik Industries AG. Das Unternehmen vereint zahlreiche Firmen, von denen einige – wie die Röhm oder die Goldschmidt AG – bereits im 19. Jahrhundert gegründet worden sind. Unter neuer Führung starteten umgehend zwei Projekte zur Verbesserung der Produktion in der Elektrolyse. Ziel war es zunächst, die Kapazität des Produktes Natriummethylat in einer geplanten Laufzeit von zwei Jahren zu steigern. Thema des zweiten Projektes war es, den Energiebedarf des gesamten Elektrolyseprozesses zu senken. Dazu wurden alle Elektrolysezellen mit speziellen Mess- und Regeleinrichtungen ausgestattet. Die Maßnahmen zahlten sich aus: Durch die Umrüstungsmaßnahmen konnte der Stromverbrauch um zehn Prozent gesenkt werden. Das klingt zunächst nicht sehr viel, doch die Elektrolyse hatte einen derart hohen  Stromverbrauch, dass diese zehn Prozent-Einsparungen einem mittleren jährlichen Energieverbrauch von 18.000 Haushalten entsprechen. Die Wirtschaftskrise, die 2007 mit der amerikanischen Immobilienkrise begonnen hatte, traf den Chemiestandort Lülsdorf in den Folgejahren hart. Nicht nur Evonik, auch andere ansässige Firmen gerieten in Schwierigkeiten. Im Jahr 2008 stellten gleich zwei Betriebe ihre Produktion für immer ein. Dies waren der Dimethyltherephthalat-Betrieb (DMT)und die Orthoesteranlage. Die Stilllegung des DMT-Betriebs war allerdings schon länger abzusehen.
Hier arbeiteten die Angestellten bereits seit einem Jahr in Kurzarbeit. Aber auch die Orthoesteranlage musste die Produktion nach 46 Jahren nun ebenfalls einstellen. Für die dort produzierten Produkte Trimethylorthoformiat (TMOF) und Triethylorthoformiat (TEOF), beides Zwischenprodukte zur Herstellung von Acetaten, war die Nachfrage einfach zu gering. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, musste auch für die Anlage zur Herstellung von Carbonsäurederivaten (CSD) ein Ausstiegsszenario erarbeitet werden. Nach nur zehn Betriebsjahren konnten sich die Produkte Malonsäurediethyl- und Malonsäuredimethylester, die Anwendung in der Agro- und Pharmaindustrie fanden, am Markt nicht mehr behaupten. Die Schließung der CSD-Anlage im Jahr 2009 bildete den negativen Höhepunkt der Entwicklung in Lülsdorf. Die Aktivitäten von Evonik in Lülsdorf umfassten nun lediglich die Elektrolyse und die produktabnehmenden Betriebe für Chlor, Pottasche und Alkoholate.

 

Retter Biodiesel

Zur Versorgung der Elektrolyse mit Methanol investierte Evonik in einen neuen Tank von bemerkenswerter Größe: Das Fassungsvermögen beträgt 15.000 m³, das entspricht mehr als 100.000 gefüllten Badewannen. Doch in den Wintermonaten 2008 brach die gesamte Produktion deutlich ein – die Wirtschaftskrise war nun endgültig am Standort angekommen. Die Elektrolyse und alle Folgebetriebe drosselten den Anlagenbetrieb auf ein Minimum. Nach dem Jahreswechsel folgten einige weitere schlechte Monate, in denen alle Mitarbeiter außerhalb der Produktionsbetriebe in Kurzarbeit arbeiteten. Der Sommer 2009 brachte jedoch den endlich erhofften Aufschwung, und zwar durch das Biodieselgeschäft: Wie schon einige Jahre zuvor (Teil 20 unserer Serie) verschaffte die steigende Nachfrage nach Biodiesel dem Standort einen erhöhten Absatz von Alkoholaten. Das Jahr 2011 war von organisatorischen Veränderungen geprägt. Das Chemiewerk Lülsdorf legte alle Standortfunktionen mit denen des Standorts Wesseling zusammen. Und wieder einmal änderte sich in der einhundertjährigen Geschichte der Name des Lülsdorfer Werks: Das „Degussa“ wurde aus dem Namen entfernt und der Standort nun direkt der Muttergesellschaft Evonik Industries AG zugeordnet. Evonik ist endgültig in Lülsdorf angekommen.

 

Die 100-Jahr-Feier

Der Standort Lülsdorf feiert sein Jubiläum mit mehreren Aktionen. Die Auftaktveranstaltung fand am 14. Januar 2013 –genau 100 Jahre nach der Vertragsschließung über den Ankauf der Grundstücke für die ersten Produktionsanlagen – statt. Bei einem gemeinsamen Mittagessen der Belegschaft wurde der Geschichte des Werkes gedacht und eine Ausstellung mit Zeitdokumenten eröffnet. Auch Veranstaltungen wie der Karnevalsempfang, das Sportfest oder der Evonik- Beitrag zur Nacht der Technik in Köln standen unter dem Motto des Standortjubiläums. Mitarbeiter und interessierte Nachbarn des Standortes konnten sich bei einer Veranstaltung zur Geschichte des Standortes im April unter anderem einen Film über das Werk Lülsdorf anschauen.
An zwei Samstagen in diesem Jahr hatten Mitarbeiter darüber hinaus die Gelegenheit, Familienangehörigen ihren Arbeitsplatz zu zeigen. Höhepunkt der Feierlichkeiten war das Sommerfest für Mitarbeiter des Werkes, dass im September organisiert wurde. Das Jubiläumsjahr wird im November mit einer Pensionärsfeier zum Jubiläum ausklingen.