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Welttag der Ozeane

Gut für Fisch, Mensch und Meer

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wo der Lachs eigentlich herkam, den Sie auf den Grill gelegt haben? Sehr wahrscheinlich wurde er in einer norwegischen Aquakulturfarm gezüchtet. Denn jeder zweite Speisefisch kommt heute aus Aquakultur – bei Lachs ist der Anteil sogar noch höher.

Die Nachfrage nach Fisch steigt – besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern. Fisch ist ein kostengünstiges tierisches Lebensmittel und eine ideale Proteinquelle für den Menschen. Kaltwasserfische wie Lachs oder Makrele sind darüber hinaus auch Lieferanten der für die menschliche Gesundheit so wichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA.

Der Fischverzehr ist in den letzten Jahrzehnten auf rund 20 Kilogramm pro Kopf und Jahr gestiegen. Da die Wildfänge seit den 1990er Jahren auf einem Niveau von rund 90 Millionen Tonnen pro Jahr stagnieren, wird dieses Wachstum aus Aquakulturen bedient. 2015 wurden erstmals genauso viele Fische, Krusten- und Schalentiere in Aquakulturen gezüchtet wie aus den Meeren gefangen, und ihr Anteil wird weiter steigen. Nach Schätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) dürfte er im Jahr 2030 bereits bei circa 60 Prozent liegen.

Die Fische in der Aquakultur müssen gefüttert werden. Neben den pflanzlichen Komponenten und Mineralien im Futter spielen Fischmehl und Fischöl eine Schlüsselrolle. Fischmehl liefert wertvolles Protein, Fischöl neben Energie die essenziellen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA.

16 Millionen Tonnen Sardellen und andere kleine Fische werden jährlich gefangen, um daraus 5 Millionen Tonnen Fischmehl und 1 Million Tonnen Fischöl zu machen – eine Menge, die sich kaum noch steigern lässt. Denn 30 Prozent der Fischbestände weltweit gelten laut FAO als überfischt. Das ist nicht nur in ökologischer Hinsicht brisant, sondern auch in ökonomischer: Das Wachstum der Aquakultur-Industrie ist begrenzt, solange das Futter auf Rohstoffen marinen Ursprungs basiert.

Im Bewusstsein dieser Problematik ist es in vergangenen Jahren gelungen, den Anteil mariner Ressourcen im Fischfutter massiv zu senken und damit die Nachhaltigkeit der Aquakultur entscheidend zu verbessern. Bestand das Futter in den Anfängen der Aquakultur in den 1970er Jahren noch fast komplett aus marinen Quellen, enthalten moderne Fischdiäten nur noch rund 15 Prozent Fischmehl und 10 Prozent Fischöl.

Wie kam es dazu? Züchter verstehen heute die Ernährungsphysiologie der Fische besser, das Futter ist an die tatsächlichen Bedürfnisse der Fische angepasst. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Aminosäurezusammensetzung des Futters: Pflanzliche Proteinquellen, die heute im Fischfutter eingesetzt werden, besitzen eine andere Aminosäurezusammensetzung als Fischmehl, können dieses also nicht ohne weiteres ersetzen. Das Problem lässt sich lösen, indem dem Futter fehlende Aminosäuren wie Methionin, Lysin und Threonin in der jeweils benötigten Menge zugesetzt werden. Ein so komponiertes Futter kann optimal verwertet werden. So wird in der modernen Lachszucht aus 1,3 Kilogramm Futter 1 Kilogramm Fisch. Damit ist Fisch für den Menschen die effizienteste Quelle tierischen Proteins. Denn beim Schwein, beispielsweise, beträgt dieses Verhältnis 3 zu 1. Evonik als führender Hersteller von Aminosäuren für die Tierernährung hat zu dieser Entwicklung maßgeblich beigetragen.

Die Vision ist, Fisch völlig ohne den Einsatz mariner Ressourcen zu züchten. Man könnte salopp sagen, der Lachs wird zum Vegetarier. Es gibt heute bereits Diäten, die ohne Fischmehl auskommen. Ein Verzicht auf Fischöl ist dagegen nicht möglich – noch nicht.

Was Fischöl so wertvoll für die Aquakultur macht, sind die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure). Sie sind sowohl für den Lachs als auch für den Menschen lebensnotwendig und können von beiden nicht selbst gebildet, sondern müssen über die Nahrung aufgenommen werden. EPA und DHA sind es, die den Lachs für den Menschen so gesund machen. Um aber auf jegliche marinen Ressourcen verzichten zu können, braucht es eine alternative Quelle von EPA und DHA.

Evonik und das niederländische Unternehmen DSM haben darauf eine Antwort gefunden: Algenöl. Dieses Öl enthält mehr als 50 Prozent EPA und DHA. Ursprünglich stammen die Omega-3-Fettsäuren ohnehin aus Meeresalgen, gelangen über die Nahrungskette in den Lachs und so schließlich zum Menschen. Warum also nicht einfach die natürliche Nahrungskette überspringen und die wertvollen Omega-3-Fettsäuren direkt mit Hilfe von Algen gewinnen? Nur ein Kilogramm Algenöl liefert die gleiche Menge an Omega-3-Fettsäuren wie 60 Kilogramm Fisch.

Wertvolle Tropfen: Algen, wie diese unter dem Mikroskop aufgenommen, sind die Quelle der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA
Wertvolle Tropfen: Algen, wie diese unter dem Mikroskop aufgenommen, sind die Quelle der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA

Um das Algenöl im kommerziellen Maßstab herzustellen, sind Evonik und DSM dabei, ein 50:50 Joint Venture zu gründen, das den Namen Veramaris® tragen wird. Veramaris® wird 2019 etwa 15 Prozent des aktuellen Jahresbedarfs an EPA und DHA in der gesamten Lachszuchtindustrie decken können.

Dies ist nicht nur gut für den Lachs und den Menschen, sondern trägt dazu bei, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu schonen. Evonik unterstützt in diesem Zusammenhang die Vereinten Nationen bei der Umsetzung der „Global Goals for Sustainable Development“, insbesondere bei dem Ziel 14 „Leben unter Wasser“. Denn eine Aquakultur, in der Futter mit möglichst wenig marinen Ressourcen eingesetzt wird, hilft dabei, unsere wachsende Weltbevölkerung mit wertvollem Protein zu versorgen und gleichzeitig das Leben und seine Vielfalt im Meer zu schonen – und das nicht nur am Welttag der Ozeane.

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