evonik meets science foto: stefan wildhirt katalyse neu denken anlässlich des diesjährigen wissenschaftsforums evonik meets science vergab evonik die friedrich-bergius-lecture an prof. dr. matthias beller. das spezialchemieunternehmen würdigte damit bellers langjährige verdienste um die erforschung der katalyse. er hat sich in weiten teilen seines berufslebens mit einem thema auseinandergesetzt, ohne das es viele produkte in der heutigen form nicht gäbe: „acht von zehn prozessen in der chemischen und pharmazeutischen industrie profitieren von katalytischen reaktionen“, unterstrich matthias beller die bedeutung der katalyse zu beginn seiner vorlesung. in der bergius- lecture zeigte er auf, welche mög- lichkeiten neuere forschungsarbeiten für künftige katalytische reaktionen eröffnen. beller ist geschäftsführen- der direktor des leibniz-instituts für katalyse (likat) und professor an der universität rostock. „viele un- serer arbeiten sind in kooperationen mit evonik entstanden“, sagte er. das likat und seine vorgängerinstitute arbeiten bereits seit zwei jahrzehnten mit dem spezialchemieunternehmen in forschungsprojekten zusammen. „in der katalyseforschung spielt trotz aller systematischen fortschritte noch immer der zufall eine rolle“, ver- riet beller. als beispiel berichtete er von experimenten an seinem institut, bei denen es um die erzeugung von neuen katalysatormaterialien auf der basis von metall-amin-komplexen ging. „das system erwies sich trotz aller bemühungen zunächst nicht als aktiv“, berichtete beller. „erst als der betref- fende mitarbeiter, inspiriert durch völlig anders gelagerte arbeiten einer kollegin, den komplex pyrolysierte, kam es zu einer aktivierung.“ die ent- stehenden heterogenen metallnano- partikeln sind mit stickstoffdotierten graphenen in kontakt und verhalten sich dann ähnlich wie ein homogenes system; die aktivitäten sind zwar noch nicht so gut wie die eines vergleich baren edelmetallsystems, ihre selek tivität ist jedoch sogar besser.[1] heute wüssten die forscher, dass „die katalyse mehr ist als das einzelne katalytische zentrum“, so beller. daher sieht er in der kooperativen katalyse eine wichtige entwicklungslinie. „die kombination aus elementen, die kon trolle der struktur und die modifika tion der näheren umgebung der katalyti- schen zentren spielen alle drei eine rol- le.“ nur so konnten die likat- forscher »wir müssen gewohnte pfade verlassen, wenn wir bessere kata lysatoren ent wickeln wollen.« prof. dr. matthias beller, likat für herausragende forschung gewürdigt: prof. dr. matthias beller. rechts: klaus engel, vorsitzender des vorstandes von evonik, links: chief innovation officer ulrich küsthardt in den vergangenen jahren zeigen, dass es prinzipiell möglich ist, seltene und teureedelmetalle wiepalladium,ruthe nium oder rhodium durch billigere, weitverbreitete metalle in katalysatoren auf komplexbasis zu ersetzen. sehr vielversprechende ergebnisse bei hydrierungen und dehydrierungen haben beller und sein team zum bei- spiel mit eisenbasierten systemen erzielt.[2] selbst mit mangankatalysato- ren, die bislang als nicht hydrieraktiv galten, waren die likat-wissen- schaftler unter anderem bei hydrie- rungen von ketonen und nitrilen erfolgreich.[3] „in der richtigen mikro umgebung funktioniert das auch mit aldehyden oder alkinen“, sagte beller. doch damit nicht genug: selbst aus abfallprodukten wie garnelenschalen lassen sich kobaltbasierte heterogene katalysatoren gewinnen. „wir müssen gewohnte pfade verlassen, wenn wir neue, ressourcenschonendere kata- lysatoren entwickeln wollen“, ist der forscher überzeugt. [1] f. westerhaus, r. jagadeesh, g. wienhöfer, m. pohl, j. radnik, h. junge, k. junge, a. surkus, j. rabeah, a. brückner, m. beller; nature chem. 5 (2013), 607–612. [2] s. werkmeister, k. junge, b. wendt, e. alberico, h. jiao, w. baumann, h. junge, f. gallou, m. beller; angew. chem. int. ed. 53 (2014), 8722–8726. [3] s. elangovan, c. topf, s. fischer, h. jiao, a. spannenberg, w. baumann, r. ludwig, k. junge, m. beller; j. am. chem. soc. 138 (2016), 8809–8814. 24 elements #57 das innovationsmagazin von evonik global challenges: open innovation