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Big Data im Hühnerstall

Die Ernährungsfrage ist eine der drängendsten unserer Zeit: Wie können wir Fleisch erzeugen – mit weniger Ressourcen und mehr Tierwohl? Eine Antwort darauf ist Precision Livestock Farming, mit dem Evonik Biotech und Big Data in die Geflügelzucht bringt.

Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr der Fleischbedarf. Um ihn zu stillen, ohne die Ressourcen der Erde überzustrapazieren und das Tierwohl außer Acht zu lassen, ist ein radikaler Wandel notwendig. Eine Lösung bietet „Precision Livestock Farming“, kurz PLF, ein Mix aus großen Datenmengen, neuen, vernetzten Technologien und einem ganzheitlichen Verständnis davon, was Tiere gesund hält. Evonik bringt PLF und damit den Wandel in den Hühnerstall.

PRÄZISION DANK DATEN

Im Labor des Konzerns in Halle-Künsebeck vollführt Dr. Emeka Igwe ein Kunststück, das selbst erfahrene Landwirte staunen lässt: Die Kurven auf dem Bildschirm verraten dem Biotechnologen, wie es um die Gesundheit von Hühnern bestellt ist - aktuell, aber auch nächste Woche. Ermöglicht wird dies durch ein neues Testverfahren namens ScreenFloX®. Per genetischem Fingerabdruck identifiziert es Krankheitserreger im Hühnerkot - ähnlich wie Kriminaltechniker DNA-Spuren am Tatort nachweisen. Allein die Darmkrankheit nekrotische Enteritis kostet Hühnerhalter jährlich Milliarden €. „Mit dem neuen Verfahren können wir den Ausbruch einer Krankheit fünf Tage im Voraus erkennen“, sagt Igwe. Wo bisher nur Antibiotika halfen, kann der Landwirt nun sanft eingreifen.

GUTE KEIME STATT ANTIBIOTIKA

„Beim Precision Livestock Farming geht es darum, das Tierwohl ganzheitlich zu verstehen und möglichst exakte Vorhersagen zu treffen“, erklärt Prof. Dr. Stefan Pelzer, Forschungsleiter Gut Health Solutions bei Animal Nutrition. Ein weiteres Werkzeug dazu hat er mit dem belgischen Unternehmen ProDigest entwickelt: DAISy, das Dynamic Avian Intestine In-vitro System. In einer Kaskade von Glasgefäßen simuliert DAISy exakt die mikrobiologischen Vorgänge im Hühnerdarm. „Die Medizin hat viel darüber gelernt, wie der Darm und das Mikrobiom darin die Gesundheit des Menschen beeinflussen“, sagt Pelzer. Mit DAISys Hilfe sammeln Pelzer und sein Team Daten und Erkenntnisse, um Antibiotika im Stall auf das therapeutisch notwendige Maß zu reduzieren und die Gesundheit der Tiere stattdessen durch Probiotika zu stärken - zum Beispiel mit einem Präparat, das die Hühner gegen die Darmkrankheit nekrotische Enteritis wappnet.

OPTIMALE FUTTER-VERWERTUNG

Probiotika bilden aber nur einen von vielen Bausteinen des Precision Livestock Farming. Tierfutter ist ein anderer. Seit Langem liefert Evonik Futtermittel-Additive, die dafür sorgen, dass Tiere ihr Futter besser verwerten können. Der Konzern ist einer der führenden Hersteller der Aminosäure Methionin und bietet weitere Aminosäureprodukte für Milchkühe, Fische oder Garnelen an, die Defizite im Futter ausgleichen. Zudem betreibt Evonik die umfangreichste Datenbank über den Aminosäuregehalt von Futterpflanzen in aller Welt. Von diesem Wissen profitieren Kunden per Smartphone-App. Futtermittelhersteller können ihre Rohstoffe sogar in Minutenschnelle mittels Nah-Infrarotspektroskopie analysieren lassen. Betriebe, die die Additive und Fütterungskonzepte von Evonik einsetzen, entlasten die Umwelt signifikant. Würde die gesamte Branche so arbeiten, ließen sich in Zukunft rund 60 Millionen Tonnen Treibhausgase, 17 Millionen Hektar Ackerfläche und sechs Millionen Tonnen Stickstoff einsparen.

LANDWIRTSCHAFT DER ZUKUNFT

„Moderne Fütterungskonzepte, die gezielte Gabe nutritiver und funktionaler Futtermittelzusätze, die Stärkung des Darmsystems der Tiere und die Optimierung der Haltungsbedingungen - all das trägt zu einer zukunftsfähigen Nutztierhaltung bei“, sagt Pelzer. Er hofft, dass es gelingt, durch diesen ganzheitlichen Ansatz Fleisch zukünftig nachhaltiger und schonender zu produzieren. Davon profitieren am Ende alle.

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