Der Fischverzehr steigt weltweit. Der
wachsende Bedarf wird zunehmend aus
Aquakulturen bedient.
Der Fischverzehr steigt weltweit. Der wachsende Bedarf wird zunehmend aus Aquakulturen bedient.
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Gut für Mensch und Meer

Lachse aus Aquakulturen spielen bei der Ernährung eine immer größere Rolle. Für die Fütterung der Raubfische mussten bisher viele andere Fische als Nahrung gefangen werden. Aber jetzt fressen Lachse auch Algen.

Lachse nicht mehr ihrer natürlichen Umwelt zu entnehmen, sondern in Aquakulturen zu züchten, ist für die Ökosysteme ein Gewinn. Aber auch Lachse in Zuchtbetrieben sind Raubfische und brauchten bisher Futter, das in konventionellen Zuchtbetrieben zum großen Teil aus Fischmehl und Fischöl besteht. Die Folge: Um die Lachse zu füttern, muss ein Mehrfaches an Wildfisch gefangen und verarbeitet werden. Der positive Effekt auf die Umwelt ist damit vertan. Bis jetzt. Veramaris, ein Joint Venture zwischen Evonik und dem niederländischen Konzern DSM, hat ein spezielles Futter entwickelt, das Lachse nahezu zu Vegetariern macht.

Schon zuvor hatte die Tierernährungsindustrie durch den Zusatz von Aminosäuren von Evonik und moderne Fütterungskonzepte den Anteil des Fischmehls im Futter erheblich gesenkt. Veramaris produziert nun ein Algenöl, das den Fischölanteil reduziert, ohne dass dabei der Omega-3-Fettsäuregehalt im Fisch sinkt. Das ist von besonderer Bedeutung. Denn die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) sind sowohl für den Lachs als auch für den Menschen lebensnotwendig und können von beiden nicht selbst gebildet werden.

Algenöl enthält mehr als 50 Prozent EPA und DHA. Auch beim Wildlachs stammen die Omega-3-Fettsäuren
aus Meeresalgen, gelangen über die Nahrungskette in den Lachs und so schließlich zum Menschen. Warum also nicht einfach die natürliche Nahrungskette überspringen und die wertvollen Omega-3-Fettsäuren direkt mithilfe von Algen gewinnen? Nur ein Kilogramm Algenöl liefert dieselbe Menge an Omega-3-Fettsäuren wie 60 Kilogramm Fisch. Veramaris stellt das Algenöl im kommerziellen Maßstab her. Beide Konzerne haben zu gleichen Teilen 200 Millionen US-$ in den Bau einer Anlage in Blair (Nebraska, USA) investiert.

Eine Investition, die auf die Zukunft ausgerichtet ist, denn bei Fisch steigt die Nachfrage, besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern. Fisch ist ein kostengünstiges tierisches Lebensmittel und eine ideale Proteinquelle für den Menschen. Der Fischverzehr ist in den vergangenen Jahrzehnten auf rund 20 Kilogramm pro Kopf und Jahr gestiegen. Da die Wildfänge seit den Neunzigerjahren allerdings auf einem Niveau von rund 90 Millionen Tonnen pro Jahr stagnieren, wird dieses Wachstum aus Aquakulturen bedient. Nach Schätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) dürfte ihr Anteil im Jahr 2030 bereits bei 54 Prozent liegen.

Bei der Fütterung aller in Aquakulturen gezüchteten Speisefische spielten bisher Fischmehl und Fischöl eine Schlüsselrolle. Für ihre Produktion werden jährlich 15 Millionen Tonnen Wildfisch benötigt – eine Menge, die sich kaum noch steigern lässt. Denn mehr als 30 Prozent der Fischbestände weltweit gelten laut FAO als überfischt.

Vom Fisch allgemein speziell zum Lachs: Die anfängliche Produktionskapazität der Anlage in Blair liefert dieselbe Menge an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, wie aus 1,2 Millionen Tonnen Wildfisch gewonnen wird – anderthalbmal so viel, wie jährlich aus dem Mittelmeer geholt wird. Etwa 15 Prozent des aktuellen Jahresbedarfs an EPA und DHA in der gesamten Lachszuchtindustrie könnten so abgedeckt werden. Dies ist nicht nur gut für den Lachs und den Menschen, sondern trägt dazu bei, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu schonen und das nachhaltige Wachstum der Aquakulturindustrie zu ermöglichen.

Die französische Supermarktkette Supermarché Match hat im Juni 2019 als Vorreiter gemeinsam mit dem norwegischen Lachsfarmer Lingalaks einen Lachs in den Handel gebracht, der mit Omega-3-Algenöl von Veramaris gezüchtet wurde. Im Februar 2020 zog Kaufland als erster Händler in Deutschland nach und bietet den gesunden und ressourcenschonend produzierten Lachs unter der Eigenmarke „K-Blue Bay“ in allen deutschen Filialen mit Fisch-SB-Theke an. Die Supermarktketten reagieren damit auf die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Nachfrage von Verbrauchern nach gesundem und nachhaltigem Lachs und leisten einen Beitrag zur Schonung maritimer Ressourcen.

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