Nachhaltigkeit

Rohstoffe 

Wir beziehen wegen unseres umfangreichen Produktportfolios eine Vielzahl unterschiedlicher Rohstoffe. Für Rohstoffe, deren Verfügbarkeit essenziell für unsere Produktionsprozesse ist, haben wir strategische Beschaffungskonzepte und Managementsysteme implementiert.

Effizienter Umgang mit knappen Ressourcen  

Alternative und erneuerbare Rohstoffe 

Evonik verwendet zur Herstellung ihrer Produkte zahlreiche Rohstoffe, die ebenso wie technische Güter und Dienstleistungen von einer Vielzahl unterschiedlicher Lieferanten bezogen werden. Der Rohstoffeinsatz sank 2023 von 7,7 Millionen Tonnen im Vorjahr auf 6,2 Millionen Tonnen. Die Produktionsmenge betrug 7,5 Millionen Tonnen. Evonik ersetzt CO2e-intensive Rohstoffe durch Alternativen, wo immer dies möglich und wettbewerbsfähig ist. 

In ihren Produktionsprozessen verwendet Evonik vor allem Dextrose und Saccharose, die als Substrate bei der fermentativen Herstellung von Aminosauren, Rhamno- und Sophorolipiden eingesetzt werden. Natürliche Fette und Öle sowie deren Derivate finden Anwendung sowohl zur Herstellung von Rohstoffen für die Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittelindustrie als auch zur Herstellung von technischen Hilfsmitteln. In der Rohstoffbeschaffung zahlen nachwachsende Rohstoffe zu den „kritischen Rohstoffen“ – insbesondere im Hinblick auf Ökologie und Versorgungssicherheit. Daher unterziehen wir diese einer gesonderten Betrachtung. Wir sind bestrebt, den Anteil nachwachsender Rohstoffe zu erhöhen. Dazu prüfen wir technische, wirtschaftliche, ökologische und soziale Gesichtspunkte. Der Anteil nachwachsender Rohstoffe stieg 2023 auf 12,0 Prozent der Rohstoffbasis (Vorjahr: 11,1 Prozent). 

Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe vor allem im Bereich Kosmetik und Reinigung unterliegt besonderen Erwartungen von Kunden und Konsumenten. Daher hat das Geschäftsgebiet Care Solutions im Berichtsjahr diese Anforderungen weiter spezifiziert und in sein CARETain Guidebook aufgenommen. 

Das CARETain Guidebook ist eine Zusammenstellung von Nachhaltigkeitsanforderungen, die sich auf den Kosmetik- und Reinigungsmarkt konzentrieren. Wir nutzen dieses, um Chancen und Risiken zu identifizieren und neue Produktentwicklungen zu unterstutzen. Zudem verwenden wir es dazu, die Möglichkeit des Einsatzes alternativer Rohstoffe sowie Rohstoffe der nächsten Generation in unseren Produkten besser einzuschatzen. Mit dem Guidebook wird so ein Großteil der Markt- und Qualifikationsanforderungen abgebildet und über einen Sustainable Product Trend Index (SPTI) als internes Leitinstrument visualisiert.  

Der Sustainable Product Trend Index berücksichtigt unter anderem die Kategorien: 

• Hoherer Biomassegehalt, einschlieslich der Verwendung von Rohstoffen der nächsten Generation 

• Forderung der Circular Economy und Schutz von Ökosystemen durch Defossilierung 

• Forderung der Diversifizierung von Rohstoffen zum Erhalt der biologischen Vielfalt 

Erstes Ergebnis dieser Initiative ist die neue EcohanceR-Produktlinie, die Rohstoffe der nächsten Generation in Kombination mit innovativen Verarbeitungs- und Anwendungsmerkmalen verwendet. 

Palmöl

Palmöl, Palmkernöl und deren Derivate finden bei Evonik überwiegend Anwendung sowohl zur Herstellung von Inhaltsstoffen fur die Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittelindustrie (Geschäftsgebiet Care Solutions) als auch zur Produktion von Polymeren, die als Viskositätsindexverbesserer und Stockpunkterniedriger in Schmierstoffen zum Einsatz kommen (Geschäftsgebiet Oil Additives). Der jährliche Bedarf liegt insgesamt bei rund 80.000 Tonnen. Die Anlage neuer Palmolplantagen und die damit verbundene Landnutzungsänderung sehen wir kritisch. Die ökologischen sowie sozialpolitischen Entwicklungen im Rahmen dieses Marktes werden deshalb mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet. 

Evonik engagiert sich seit vielen Jahren für die Verwendung von nachhaltigem Palmöl in der Lieferkette. Dabei setzen wir auf international anerkannte Zertifizierungsstandards. Seit 2010 ist Evonik Mitglied im Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) und informiert über Aktivitäten und Ziele zur Forderung nachhaltigen Palmöls im jährlichen RSPO-Fortschrittsbericht. Im Rahmen unseres Engagements für den verantwortlichen Umgang mit Palmöl vernetzen wir uns außerdem entlang der Wertschöpfungskette aktiv mit NGOs, Kunden und weiteren Stakeholdern. 

Handlungsempfehlungen für die nachhaltige Beschaffung und Nutzung von Palmöl, Palmkernöl und deren Derivaten sind auf unserer Webseite veröffentlicht. 

Der Evonik-Konzern will bis 2025 ausschließlich Produkte auf Basis von RSPO-zertifiziertem Palmöl und Palmkernöl verwenden.  

Neben dem deutlich gestiegenen Preisniveau ist eine weitere Herausforderung das regional stark schwankende Angebot von zertifizierten Derivaten. Dies ist mit einer Unsicherheit in der Bedarfssicherung verbunden. Voraussetzung für die Zielerreichung sind deshalb sowohl die Verfügbarkeit der entsprechenden Rohstoffe als auch die kommerzielle Umsetzbarkeit auf dem Weltmarkt. 

Nachhaltige Palmölproduktion: Engagement mit WWF und Beiersdorf ausgeweitet

Die fortschreitende Entwaldung zur Etablierung neuer Palmölplantagen stellt eine große Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund hat Care Solutions zusätzliche Lieferkettenkriterien mit seinen Kunden erarbeitet in einem gemeinsamen Projekt mit dem WWF Deutschland und Beiersdorf. In dieser Partnerschaft wollen wir die nachhaltige Entwicklung der malaysischen Region Tabin in Sabah auf der Insel Borneo unterstützen. Ziel ist – basierend auf den drei Säulen Protect, Produce, Restore –, die nachhaltigere Produktion von Palmöl zu fördern und Entwaldung zu stoppen.  

Bis zum Jahr 2026 sollen Kleinbauern und mittelgroße Erzeugern auf einer Fläche von rund 15.000 Hektar Land ihren Palmölanbau nach RSPO zertifiziert werden. Zudem soll ein politischer Rahmen für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft geschaffen werden. Ergänzend wird mindestens ein ökologischer Korridor errichtet, um den Wildtieren den Wechsel zu anderen Lebensräumen zu ermöglichen. Auch die Population bedrohter und gefährdeter Tierarten – wie den seltenen Borneo-Elefanten oder Orang-Utans – soll in Tabin durch das Projekt stabilisiert und ihr Lebensraum geschützt werden. 

Darüber hinaus beteiligt sich Evonik seit dem Jahr 2022 an einem weiteren Projekt von WWF und Beiersdorf in der indonesischen Provinz West-Kalimantan ebenfalls auf Borneo. In dessen Rahmen sollen 200 unabhängige Palmölbauern mit einer Fläche von insgesamt 300 Hektar Land nach RSPO zertifiziert werden. 

Angestrebt ist, dass die Kleinbauern bis 2026 einen direkten Marktzugang zu einer Palmölmühle erhalten. Das ist ein wichtiger Baustein für Beiersdorf und Evonik, die sich für Nachhaltigkeit entlang ihrer gesamten Lieferkette von Palm(kern)öl-Derivaten einsetzen.

 

Transparenz und Rückverfolgbarkeit

Evonik setzt sich für den verantwortungsvollen Umgang mit Wäldern und bewaldeten Gebieten sowie den Schutz der Böden ein. Die Geschäftsgebiete Care Solutions und Oil Additives sind Gründungsmitglieder der Initiative Action for Sustainable Derivatives (ASD). ASD ist eine Initiative, die die Rückverfolgbarkeit von Palm(kern)öl-Derivaten auf Mühlen- und Plantagenebene zum Ziel hat. Eigene Methoden zur Risikoanalyse und gemeinsame Aktionspläne sollen helfen, fortschreitender Entwaldung entgegenzuwirken. Im Rahmen von ASD berichten Care Solutions und Oil Additives jährlich über den Transparenzgrad entlang der Lieferkette und beteiligter Ölmühlen. Derzeit sind 97 Prozent der erfassbaren Volumen auf Mühlenebene und 51 Prozent auf Plantagenebene rückverfolgbar und entsprechende Mühlenlisten werden von Evonik publiziert.