Wertschöpfungskette & Produkte
Rohstoffe
Wir beziehen wegen unseres umfangreichen Produktportfolios eine Vielzahl unterschiedlicher Rohstoffe. Für Rohstoffe, deren Verfügbarkeit essenziell für unsere Produktionsprozesse ist, haben wir strategische Beschaffungskonzepte und Managementsysteme implementiert.
Effizienter Umgang mit knappen Ressourcen
Alternative und erneuerbare Rohstoffe
Evonik verwendet zur Herstellung ihrer Produkte zahlreiche Rohstoffe, die ebenso wie technische Güter und Dienstleistungen von einer Vielzahl unterschiedlicher Lieferanten bezogen werden. Der Rohstoffeinsatz erhöhte sich 2022 von 8,3 Millionen Tonnen im Vorjahr auf 7,7 Millionen Tonnen. Die Produktionsmenge betrug 8,8 Millionen Tonnen. Evonik ersetzt CO2e-intensive Rohstoffe durch Alternativen, wo immer dies möglich und wettbewerbsfähig ist.
Evonik verwendet in ihren Produktionsprozessen vor allem Dextrose und Saccharose, die als Substrate bei der fermentativen Herstellung von Aminosäuren eingesetzt werden. Natürliche Fette und Öle sowie deren Derivate finden Anwendung sowohl zur Herstellung von Rohstoffen für die Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittelindustrie als auch zur Herstellung von technischen Hilfsmitteln. In der Rohstoffbeschaffung zählen nachwachsende Rohstoffe zu den „kritischen Rohstoffen“ – insbesondere im Hinblick auf die Versorgungssicherheit. Daher unterziehen wir diese einer gesonderten Betrachtung.
Wir sind bestrebt, den Anteil nachwachsender Rohstoffe zu erhöhen. Dazu prüfen wir technische, wirtschaftliche, ökologische und soziale Gesichtspunkte. Der Anteil nachwachsender Rohstoffe stieg 2022 auf 11,1 Prozent der Rohstoffbasis (Vorjahr: 9,7 Prozent).
Palmöl
Palmöl, Palmkernöl und deren Derivate finden bei Evonik überwiegend Anwendung sowohl zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittelindustrie (Geschäftsgebiet Care Solutions) als auch zur Produktion von Polymeren, die als Viskositätsindexverbesserer und Stockpunkterniedriger in Schmierstoffen zum Einsatz kommen (Geschäftsgebiet Oil Additives). Der jährliche Bedarf liegt insgesamt bei rund 95.000 Tonnen . Die Anlage neuer Palmölplantagen und die damit verbundene Landnutzungsänderung sehen wir kritisch. Die ökologischen- sowie sozialpolitischen Entwicklungen im Rahmen dieses Marktes werden deshalb mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet.
Evonik engagiert sich seit vielen Jahren für die Verwendung von nachhaltigem Palmöl in der Lieferkette. Dabei setzen wir auf international anerkannte Zertifizierungsstandards. Seit 2010 ist Evonik Mitglied im Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) und informiert über Aktivitäten und Ziele zur Förderung nachhaltigen Palmöls im jährlichen RSPO-Fortschrittsbericht. Im Rahmen unseres Engagements für den verantwortlichen Umgang mit Palmöl vernetzen wir uns außerdem entlang der Wertschöpfungskette aktiv mit NGOs, Kunden und weiteren Stakeholdern.
Evonik hat Handlungsempfehlungen für die nachhaltige Beschaffung und Nutzung von Palmöl, Palmkernöl und deren Derivaten erarbeitet. Damit wollen wir unsere Mitarbeiter verstärkt für den verantwortungsvollen Umgang sensibilisieren. Die Handlungsempfehlungen haben wir auf unserer Webseite veröffentlicht . Konkrete Strategien, Ziele und Maßnahmen zu Palmöl werden in den operativen Managementteams der Geschäftsgebiete Care Solutions und Oil Additives beschlossen.
Rund 80 Prozent der palmbasierten Rohstoffe des Geschäftsgebiets Care Solutions sind RSPO-zertifiziert . Zudem haben wir eine Erweiterung auf alle verfügbaren Rohstoffe eingeleitet. Die strategischen Prioritäten des Geschäftsgebiets liegen auf der Zertifizierung von Standorten und dem Ausbau des Portfolios mit zertifizierten Produkten.
Die strategischen Prioritäten des Geschäftsgebiets Oil Additives liegen auf der Zertifizierung von Standorten und dem Ausbau des Portfolios mit zertifizierten Produkten. Derzeit sind alle fünf Palmöl-verarbeitenden Standorte nach RSPO-Standard MB oder SG zertifiziert.
Der Evonik-Konzern will bis 2025 ausschließlich Produkte auf Basis von RSPO-zertifiziertem Palmöl und Palmkernöl verwenden. Neben dem deutlich gestiegenen Preisniveau ist eine weitere Herausforderung das regional stark schwankende Angebot von zertifizierten Derivaten. Dies ist mit einer Unsicherheit in der Bedarfssicherung verbunden. Voraussetzung für die Zielerreichung sind deshalb sowohl die Verfügbarkeit der entsprechenden Rohstoffe als auch die kommerzielle Umsetzbarkeit auf dem Weltmarkt.
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN DER EVONIK FÜR DEN VERANTWORTLICHEN UMGANG MIT PALMÖL, PALMKERNÖL UND DEREN DERIVATE
Nachhaltige Palmölproduktion: Engagement mit WWF und Beiersdorf ausgeweitet
Die fortschreitende Entwaldung zur Etablierung neuer Palmölplantagen stellt eine große Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund hat Care Solutions zusätzliche Lieferkettenkriterien mit seinen Kunden erarbeitet. Weitere Fortschritte auf diesem Gebiet erwarten wir durch unser gemeinsames Projekt mit dem WWF und Beiersdorf. In dieser Partnerschaft wollen wir die nachhaltige Entwicklung der malaysischen Region Tabin in Sabah auf der Insel Borneo stärken. Ziel ist – basierend auf den drei Säulen Protect, Produce, Restore –, die nachhaltige Produktion von Palmöl und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu fördern und Entwaldung zu stoppen. Bis zum Jahr 2025 sollen kleine und mittelgroße Palmölbauern auf einer Fläche von insgesamt 20.000 Hektar Land nach RSPO zertifiziert werden. Zudem soll ein politischer Rahmen für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft geschaffen werden. Ergänzend dazu haben sich die drei Partner vorgenommen, den Lebensraum der Wildtiere in Tabin zu schützen und mindestens einen ökologischen Korridor zu errichten, der den Wildtieren den Wechsel zu anderen Lebensräumen ermöglicht. Auch die Population bedrohter und gefährdeter Tierarten – wie den seltenen Borneo-Elefanten oder Orang-Utans – soll in den nächsten fünf Jahren stabilisiert werden.
Darüber hinaus hat sich Evonik im Berichtsjahr an einem weiteren Projekt von WWF und Beiersdorf in der indonesischen Provinz West Kalimantan ebenfalls auf Borneo beteiligt. In dessen Rahmen sollen 200 unabhängige Palmölbauern und -bäuerinnen mit einer Fläche von insgesamt 300 Hektar Land nach RSPO zertifiziert werden. Angestrebt ist, dass die Kleinbauern bis 2026 einen direkten Marktzugang zu einer Palmölmühle erhalten. Das ist ein wichtiger Baustein für Beiersdorf und Evonik, die sich für Nachhaltigkeit entlang ihrer gesamten Lieferkette von Palm(kern)öl-Derivaten einsetzen.
Transparenz und Rückverfolgbarkeit
Evonik setzt sich für den verantwortungsvollen Umgang mit Wäldern und bewaldeten Gebieten sowie den Schutz der Böden ein. Die Geschäftsgebiete Care Solutions und Oil Additives sind Gründungsmitglieder der Initiative Action for Sustainable Derivatives(ASD). ASDist eine Initiative, die die Rückverfolgbarkeit von Palmölderivaten auf Mühlen- und Plantagenebene zum Ziel hat. Eigene Methoden zur Risikoanalyse und gemeinsame Aktionspläne sollen helfen, fortschreitender Entwaldung entgegenzuwirken. Im Rahmen von ASD berichten Care Solutions und Oil Additives jährlich über den Transparenzgrad entlang der Lieferkette und beteiligter Ölmühlen. 2022 wurden die Aktivitäten zur Rückverfolgbarkeit, Exposition und Risikoanalyse im Rahmen der ASD-Mitgliedschaft von Evonik auf Lieferketten von Soja- und Kokosnussöl-Derivaten erweitert.